Die 9. und 10. Klassen der Oberzent-Schule gedachten im Rahmen des Friedensgebets am 08.11.2019 den Übergriffen auf jüdische Mitbürger, der Ermordung von Menschen anderen Glaubens und der Zerstörung von jüdischem Eigentum.
Der Rundgang führte von der Schule aus über evangelische Kirche und ehemalige Synagoge zum katholischen Gotteshaus. Auf einem Teil waren auch Vertreter der muslimischen Ditib-Gemeinde dabei. Schulleiter Siefert nahm zu Beginn Bezug auf den Vorfall in Halle an Jom Kippur. Er verwies auf die Wichtigkeit der Veranstaltung. Die Erziehung zum mündigen Bürger wird in der Schule groß geschrieben, betonte er.
Die Ethik-Klasse 10 von Frau Walther regte zu Beginn zum Nachdenken an. Dann ging es vorbei am Versammlungshaus der muslimischen Gemeinde in der Marktstraße in die gegenüber liegende Martinskirche. Dort freute sich Pfarrer Frohmuth, dass weit über 100 Schüler den mittleren Teil des Kirchenschiffs füllten
Konflikte würden zunehmend mit Fäusten ausgetragen, warnte der Pfarrer vor einer Verrohung der Gesellschaft. „Das ist keine Art, miteinander umzugehen.“ Für ihn ist es wichtig, die Faust des anderen wieder zu öffnen, „denn Gewalt erzeugt Gegengewalt“. Wie es funktionieren kann, machte Frohmuth anschaulich deutlich.
Herr Erdogan, Vorstandsmitglied der islamischen Ditib-Gemeinde, ging in seinen mahnenden Worten auf die mehr als 1400 zerstören Synagogen am 9. November 1938 ein „Durch Hetze und Propaganda wurde eine ganze Gemeinde vertrieben und ermordet“, so Erdogan. Auch heute gebe es wieder Probleme: politische Parteien, die Hetze gegen Muslime oder Ausländer betrieben. „Wir leben auch hier, wir sind auch Beerfellmer“, betonte der zweite Vorsitzende. „Lasst nicht zu, dass sich die Geschichte wiederholt“, fordert er die Schüler auf.
An der ehemaligen Synagoge, wo sich heute das „S‘Lagger“ befindet, machte die Gruppe nach einem Schweigemarsch als nächste Station Halt. Die letzten zwölf jüdischen Bewohner wurden im Herbst 1942 deportiert. Ab Oktober 1942 gab es in Beerfelden keine Juden mehr. „Für diese Menschen haben wir 2012 die Stolpersteine verlegen lassen“, so Siefert.
Heute gibt es wieder jüdische Mitbürger in Oberzent, betonte der Schulleiter. Einer war der Einladung gefolgt: Sarig Nachum. Der ging „für die deportierten jüdischen Mitbürger mit“ und lobte am Ende das Engagement der Schüler. In der katholischen Kirche als letzter Station hielt der Erbacher Pfarrer Eltermann ein Plädoyer für den Frieden.